Alevitischer Religionsunterricht in drei Grundschulen in Hessen gestartet
Ein historischer Schritt für Aleviten in Hessen
Ab dem 31. August 2009 lernen alevitische Schüler in mehreren Grundschulen des Landes Hessen ihre Glaubenslehre. Zuerst an drei Grundschulen in den Städten Hanau, Giessen uns Lollar unterrichten alevitische Lehrkräfte alevitischen Religionsunterricht.
Vorsitzender der Alevitischen Gemeinde Deutschland Turgut Öker sieht die Einführung des alevitischen Religionsunterricht als Errungenschaft der Aleviten in Deutschland.
Kultusministerin des Landes, Hessen Dorothea Henzler, hat den Antrag der Alevitischen Gemeinde Deutschland für die Einführung des alevitischen Religionsunterricht zugelassen.
Der alevitische Religionsunterricht wird in der Brüder-Grimm-Schule Hanau, Ludwig-Uhland-Schule und Grundschule Lollar in Giessen erteilt.
Der alevitischer Religionsunterricht wird nach den Grundsätzen der Alevitischen Gemeinde Deutschland (AABF) in deutscher Sprache erteilt. Den Unterricht erteilen Lehrkräfte alevitischen Glaubens, die bereits im Schuldienst tätig sind.
Das Kultusministerium Hesen hat in Abstimmung mit der Alevitischen Gemeinde Deutschland (AABF) den Lehrplan „Alevitischer Religionsunterricht“ in NRW für die Grundschulen zugestimmt.
Vorausgegangen ist ein langjähriges Anerkennungsverfahren als Religionsgemeinschaft durch die Landesregierungen NRW, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Um eine gemeinsame Lösung für die Einführung des alevitischen Religionsunterrichts zu finden, haben die Kultusministerien in Federführung von Nordrhein-Westfalen, Frau Prof. Dr. Ursula Spuler- Stegemann beauftragt, ein religionswissenschaftliches Gutachten zum Alevitentum zu erstellen. Danach wurde Herr Prof. Muckel aus der Universität Köln beauftragt, ob die AABF eine Religionsgemeinschaft im Sinne des Art. 7 Abs. 3 Grundgesetz ist. Beide Gutachter kamen zum Ende des Jahres 2004 zum Ergebnis, dass die AABF als Religionsgemeinschaft alle Voraussetzungen für die Einführung des alevitischen Religionsunterrichts Art. 7.3 erfüllt. Unter den Aleviten besteht ein Glaubenskonsens und die Alevitische Gemeinde Deutschland (AABF) ist als eine Religionsgemeinschaft tätig und es besteht mit ihren Mitgliedern eine klare Mitgliedschaftsstruktur.
Der von den Bundesländern NRW, Hessen, Bayern und Baden Württemberg als ordentliches Schulfach anerkannte alevitische Religionsunterricht ist in dieser Form in der gesamten EU beispiellos. Erstmalig wird nun auch einer nichtchristlichen und nichtjüdischen Religion der Status einer Religionsgemeinschaft anerkannt und zudem die Möglichkeit für die Erteilung eines ordentlichen Religionsunterrichtes nach GG §7.3 geschaffen.
Hierzu war die wichtige Voraussetzung die gemeinsamen religiösen und ethischen Grundlagen zu formulieren, die in dem Lehrplan für den alevitischen Unterricht eingeflossen und in der Alevitischen Gemeinde Deutschland konsensfähig sind. Die einzelnen Bundesländer haben durch ihre positive Entscheidung zum alevitischen Religionsunterricht die pluralistische und demokratische Struktur und Konsensfähigkeit der Alevitischen Gemeinde Deutschland gewürdigt.
Die Einführung des alevitischen Religionsunterrichts bewertet Öker weiterhin wie folgt: „Wir erleben einen historischen Moment. Wir sind uns als Alevitische Gemeinde Deutschland bewusst, durch die Einführung des alevitischen Religionsunterrichts eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe übernommen zu haben.“
Alevitischer Religionsunterricht wird seit einigen Jahren in den Bundesländern Berlin, Baden-Württemberg und seit dem Schuljahr 2008/2009 in NRW und Bayern erteilt.
Um den alevitischen Religionsunterricht in anderen Städten einzuführen, werden die Schulen in den genannten Bundesländern durch Recherchen der alevitischen Ortsgemeinden festgestellt, in denen mindestens 8 bzw. 12 alevitische Schülerinnen und Schülern bereit sind, im Schuljahr 2010/2011 Unterricht zu besuchen.
Ismail Kaplan
Bildungsbeauftragter der Alevitischen Gemeinde Deutschland
Köln, 31.08.2009
Quelle: Alevitischen Gemeinde Deutschland (AABF)
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